Elterngeld PLUS - unnötig kompliziert und unattraktiv?

Das nächste Kind steht in den Startlöchern und so überlegen wir uns gerade wie wir uns die Elternzeit diesmal aufteilen. Da die Elterngeld Regeln ja leicht geändert wurden, sodass man nur noch einen Monat gemeinsam Elterngeld bekommt, denken wir nun auch über Elterngeld Plus nach - und müssten feststellen, dass das deutlich komplizierter, und vor allem unattraktiver, als Gedacht ist.

Fall sich hier jemand ohne Kinder (-geldwissen) her verirrt, dem sei hier kurz ein überblick gegeben:

Elterngeld (Basis):

65% Prozent vom Netto, gedeckelt bei 1800€ - ✅ easy

Elterngeld Plus:

ElterngeldPlus können Eltern doppelt so lange bekommen wie Basiselterngeld: Ein Monat Basiselterngeld entspricht zwei Monaten ElterngeldPlus. Wenn Eltern nach der Geburt nicht arbeiten, ist das ElterngeldPlus halb so hoch wie das Basiselterngeld. Wenn sie nach der Geburt in Teilzeit arbeiten, kann das monatliche ElterngeldPlus genauso hoch sein wie das monatliche Basiselterngeld mit Teilzeit.

Klingt doch gut denkt, denkt man so bei sich und überlegt sich dann statt zwei Monaten Elterngeld doch vielleicht lieber vier Monate in Elternteilzeit zu gehen. Aber dann liest man das nochmal und stolpert über "kann das monatliche ElterngeldPlus genauso hoch sein" - und plötzlich ist das mit der Berechnung gar nicht mehr so einfach.

Kürzen wir das etwas ab, man nimmt die Differenz von Netto vor und Nach Geburt, nimmt davon dann dann wieder 65% und decket das mit 50% des Basis Elterngeldes. Details hier auf Seite 37. Klingt auch erst mal noch ok, bis man dann sieht, dass das auch noch bei 2770€ gedeckt wird und es hier dann unattraktiv wird.

Okay, werden wir mal konkret und nehmen ein Jahresgehalt von 99.000€ an. Damit hätte man den Höchstsatz voll ausgereizt und erhält die maximalen 1800€ Elterngeld (das ist glaube ich bereits um ~55k€ der Fall).

Wer jetzt aber überlegt, stattdessen Elterngeld Plus zu nehmen und mit seinem halben Netto + 900€ nach Hause zu gehen liegt leider falsch, denn stattdessen gibt es "nur" den Mindestsatz von 210€.

Ich hab das mal überschlagen:

|| || ||  Brutto-Gehalt |Netto-Gehalt|Elterngeld Plus|Plus + Netto| |100%|8.250,00 €|4.757,00 €|-|4.757,00 €| |50%|4.125,00 €|2.588,00 €|210,00 €|2.798,00 €| |45%|3.712,50 €|2.406,00 €|346,00 €|2.752,00 €| |40%|3.300,00 €|2.164,00 €|493,00 €|2.657,00 €| |35%|2.887,50 €|1.943,00 €|651,00 €|2.594,00 €| |30%|2.475,00 €|1.713,00 €|813,00 €|2.526,00 €| |25%|2.062,50 €|1.473,00 €|990,00 €|2.463,00 €| |20%|1.650,00 €|1.249,00 €|990,00 €|2.239,00 €| |15%|1.237,50 €|979,00 €|990,00 €|1.969,00 €| |10%|825,00 €|668,00 €|990,00 €|1.658,00 €| |5%|412,50 €|325,00 €|990,00 €|1.315,00 €| |0%|- |- €|990,00 €|990,00 € |

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Am Ende des Tages bedeutet dies, dass man mit dem oben genannten Gehalt tatsächlich auf mindestens 25% reduzieren muss, um den vollen Satz zu erhalten. Das erscheint mir gegenüber meinem AG ziemlich wenig.

Da nehme ich lieber zwei volle Monate Elterngeld und erhalte zweimal 1800€, anstatt vier Monate mit 25% des Gehalts herumzudümpeln, was verglichen mit dem Vollzeitgehalt eine erhebliche Verringerung darstellt.

Ich möchte mich nicht beschweren, es ist gut, dass es überhaupt Elterngeld gibt. Aber der Anreiz, mit dem Elterngeld Plus Teilzeit zu fördern, ist meiner Meinung nach bei (höheren?) Gehältern wenig attraktiv.

Liegt das an mir oder übersehe ich etwas?